Längers vergriffenes Spiel - Der Felsberger Spiellada hat noch einen kleinen Bestand im Angebot. Rezension von Wieland Herold: 'Ein Frauenteam beherrschte kurz nach dem Autorentreffen in Göttingen die Threads auf der Diskussionsseite von spielbox-online. Die Begeisterung für das am 16./17. Juni vorgestellte "Muscat" war beachtlich. Da hat sich ein gut eingespieltes Duo in der Nähe von Hamburg zusammengefunden, von dem wir noch viel erwarten können. Da ist einmal Christiane Knepel als Autorin und Antje Graf als Grafikerin. Die Sachbearbeiterin Christiane Knepel hat ihre Spielidee vor einem Jahr im Hippodice-Autorenwettbewerb eingereicht und war immerhin bis in die Endrunde gekommen. Danach hat sie noch kräftig an dem Spiel gefeilt und das, was jetzt herausgekommen ist, hätte sicherlich hervorragende Chancen für einen der ersten drei Plätze im Wettbewerb gehabt. Zurecht von ihrer Idee überzeugt, deren Umsetzung Antje Graf gut gelungen ist, haben die beiden ihre "Sparbücher geplündert und 1000 Sultanspaläste produzieren lassen", so Christiane Knepel im Interview mit Roman Pelek auf spielbox-online.
Die Grundidee von "Muscat" stammt von dem Knobelklassiker "Stein - Schere - Papier", die Story, welche die Autorin sich dazu ausgedacht hat, macht aber ein hervorragendes taktisches Spiel daraus. Folgen Sie der Autorin in die orientalische Stadt Muscat. In den Basaren tummeln sich Schlangenbeschwörer, Feuerschlucker, Flötenspieler und Elefantendompteure. Alle kennen nur ein Ziel, mit ihren Künsten vor dem Sultan von Muscat spielen zu können. Der Weg aus der Unterstadt in die oberen Regionen bis zum Palast des Sultans ist beschwerlich, da bedarf es schon eines geschickten Spielers, der seine Akteure taktisch klug einsetzt, dass möglichst viele seiner Crew, den Sultan zu Gesicht bekommen.
Jeder der drei bis fünf Spieler besitzt je vier der Unterhaltungskünstler, die alle die Karriereleiter von der Pike auf beginnen müssen. Reihum setzen die Spieler ihre Künstlerplättchen auf Marktplätze der unteren Ebene, für jeden Markt sind exakt vier Plätze für jeweils einen Künstler vorgesehen. Sobald sich drei Artisten dort befinden, kann ein Spieler einen sogenannten "Kreislauf der Macht" auslösen. Das Machtverhältnis der Artisten ergibt sich aus der Reihenfolge im Uhrzeigersinn, in der drei Artisten auf einem Marktplatz zusammentreffen. Die schwächste Figur wird vagabundierend auf die Straße gesetzt, während die beiden Stärkeren ihren Weg nach oben antreten und dort neue Marktplatzfelder besetzen. Gegenüber der Ursprungsfassung gefallen vor allem die Regeländerungen für die vagabundierenden Künstler. Sie können jederzeit wieder ins Spiel eingreifen oder für Sonderaktionen genutzt werden. Das gibt "Muscat" die nötige Würze, da immer mit Überraschungen gerechnet werden muss. So können die Straßenkünstler ganz normal wieder eingesetzt werden, sie ermöglichen aber auch einen Ortswechsel eines eigenen Plättchens zu einem anderen Marktplatz, wenn dort eine Wertung erfolgen kann oder gar den Austausch gegen ein fremdes Plättchen, sofern man bereit ist, den Vagabunden zu opfern. Besonders stark ist die Möglichkeit der "Verwandlung", bei der zwar eine eigene Figur, die sich in einer Dreierkonstellation auf der schwächsten Position befindet, geopfert wird, dafür wandert aber der Straßenkünstler auf die stärkste Position und löst sofort den "Kreislauf der Macht" aus. Das Spiel endet in der Regel, sobald sechs oder acht Künstler vor dem Sultan ihre Vorstellung geben. Je nach Ebene gibt es für jeden Artisten Punkte, die meisten natürlich oben im Sultanspalast. Die punkteträchtigste Künstleragentur erhält ein Jahresengagement beim Sultan von Muscat.
In dem Interview mit Roman Pelek äußert Christiane Knepel die Befürchtung, "auf der Auflage sitzen zu bleiben", aber immerhin hätte man dann ja "Weihnachtsgeschenke für das ganze Leben." Ich befürchte, die "Sternspieler" - so nennt sich ihr Verlag - müssen schon 2001 ganz normale Weihnachtsgeschenke für die lieben Verwandten und Freunde kaufen.'